Jahresveranstaltung „Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde e.V. (GRF)“ 2013 in Forst (Lausitz)
Auch ich gebe zu, bei der Ankündigung „Rosenkongress in Forst, im Ostdeutschen Rosengarten“, erst einmal gestutzt zu haben, wo – warum dort –Ostdeutscher Rosengarten – was gibt es dort noch … ?
Das Rosarium Ostdeutscher Rosengarten feiert in 2013 sein 100-jähriges Bestehen. Der VDR (heute GRF) übernahm seinerzeit den „Ehrenschutz des /vom VDR so genannten/ Ostdeutschen Rosengarten“. Dieser Name blieb bis heute erhalten. Erhalten blieb in der Forster Bevölkerung ganz offensichtlich über diese gesamten 100 Jahre der Wille zum Erhalt dieses im Jugendstil angelegten Rosengartens, auch während der vielen DDR-Jahre. Statt eines Freundeskreises gibt es einen sehr aktiven Förderverein.
Als herausragendes Veranstaltungsereignis muss neben dem „politisch-öffentlichen“ Auftritt von Ministerpräsident Matthias Platzek und Bundesministerin Ilse Aigner das Wiederaufleben der Rosenschauen genannt werden. Diese gab es erstmals 1913 in Forst (Lausitz), 1925 in Mainz, 1928 in Mönchengladbach usw., und dann letztmals 1938 wieder in Forst (Lausitz); es folgte der Weltkrieg mit der nachfolgenden Unterbrechung dieser Rosenschauen bis ins Jahr 2013.
Anmerkung:
Lt. GRF-Geschäftsführung Fr. Gottschall ist die Ausführung „Rosenschauen“ nicht korrekt; der Ablauf sei folgender:
1913 war in Forst keine Deutsche Rosenschau, sondern eine RUGA (eine Rosen- und Gartenbauausstellung). Die erste sogenannte Deutsche Rosenschau fand 1925 in Mainz statt. Der VDR selbst veranstaltete 1891 in Trier seine erste Rosenausstellung, die man damals Allgemeine Deutsche Rosenausstellung nannte, 1893 die zweite in Lübeck etc. Vorher fanden bereits Rosenausstellungen oder Rosenschauen im Rahmen von Gartenbauausstellungen statt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand bereits 1956 schon wieder die erste Deutsche Rosenschau in Kaiserslautern statt. [ … ] War es doch von Anfang an seit 1883 in den Statuten verankert, dass der Verein Rosenschauen abhalten solle.
Die Festveranstaltung wurde von dem Philharmonischen Orchester und dem Opernchor des Staatstheaters Cottbus musikalisch umrahmt. Im Anschluss die obligatorische Rosentaufe: „Gräfin von Brühl“ ist die mit Neiße-Wasser Getaufte, eine unserem „Goldspatz“ nicht unähnliche Rose. Mit getauft „Graf Brühl“, beide von BKN Strobel; www.bkn.de.
Anderntags, bei der offiziellen Eröffnung, wurden die Zuschauer mit einem gekonnten Reigen historischer Spielszenen und Einlagen über die einhundert Jahre von 1913 bis ins Jahr 2013 geführt. – Ob anschließend eine Mittagpause in den Restaurationen des Parks oder vielleicht doch die Schnittrosenausstellung, dekoriert mit Meißener Porzellan, aufzusuchen, eine Entscheidung nach eigenem Geschmack.
Der Rosenkongress der GRF war innerhalb der 100-Jahrfeier eine Veranstaltung von mehreren; wir waren sozusagen in die Geschehnisse der offiziellen Feierlichkeiten eingebunden. Lediglich die Hauptversammlung der Gesellschaft fand außerhalb des Rosengartens statt. (Einen Bericht des Verlaufs der Hauptversammlung entnehmen Sie bitte dem offiziellen Protokoll, demnächst im Rosenbogen.)
Zwischen all diesen Feierlichkeiten war ausreichend Zeit zum Bummeln und Schauen in dem wunderbaren Jugendstil-Rosengarten (rd. 15ha): Jubiläumsgarten, Garten der Düfte, Zwergbengalrosengarten, Neuheitengarten mit Kaskadenbrunnen und, und, und, … man traf sich immer wieder, fachsimpelte, plauderte, und alles bei herrlichstem Sonnenschein. Die nachfolgenden Bilder zeigen den Garten, wenn auch mit nur wenigen blühenden Rosen, liegt Forst doch rund 600 Kilometer östlicher als unsere Region Ulm – Ostalb.
Beeinträchtigt war lediglich die geplante Kahnfahrt auf den Spreekanälen, Fließe genannt, da Hochwasser diese nicht zugelassen hat.
Abschluss und wohl auch Höhepunkt dann der Besuch mit Führung in Schloss und Park Branitz, dem Geburtsort und auch Alterssitz von Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785-1871). In zwei qualitätsvollen Führungen (Schloss – Park) waren dann Details aus dem Leben dieses exzentrischen und gleichermaßen vielseitig begabten Weltreisenden, Literaten und Gartenplaners zu erfahren. Der Park von Schloss Branitz, ein Landschaftspark, der selbst im unmittelbaren Umfeld des Schlossgebäudes nur wenige Rosen zeigt. 1866 schreibt der Fürst „… denn Rosen sind bis jetzt noch unsre schwache Seite, weil bisher kein Branitzer Gärtner viel davon verstanden hat.“ So beschränkt sich der Einsatz von Rosen auf ein im Pleasureground befindliches kleineres ovales Beet mit Hochstammrosen (erst kürzlich nach historischem Vorbild wieder angelegt), die Rosenlaube, umrankt mit Kletterrosen und der Büste seiner Geliebten, der Sopranistin Henriette Sontag, und den im Osten vom Schloss befindlichen Rosenhügel. Dieser ist von oben nach unten bepflanzt mit: „Rose de Resht“ dam., „Jacques Cartier“ dam., „Rose du Roi“ portl., „Portland“ portl., „Mme. Knorr“ portl., „Comte de Chamboard“ portl., „Enfant de France“ rem., „Alfred Dalmas“ musc.. – Weitere, während der Pückler-Zeit angeschaffte Rosen, sind vom Parkleiter Claudius Wecke, Fürst-Pückler-Park-Branitz, unter www.gartenfestival.de zu erfahren.
Ein gemeinsames Mittagsmahl im Parkrestaurant, Abschlussworte durch unseren GRF-Vizepräsidenten Herbert Gömmel, dann ging es für fast alle zum Bahnhof in Cottbus. In Cottbus hatten ohnehin einige Teilnehmer genächtigt, war doch manchen das Hotelangebot in Forst zu abseits gelegen.
Da wir zusätzlich einige Tage vor und nach dem Rosenkongress in Forst weilten, um das Sehenswerte der Lausitz kennen zu lernen – immerhin hat die Anfahrt 650 km betragen – , fand unsere ganz private Kahnfahrt durch den Spreewald dann doch noch statt.
Von den von uns, aber auch verschiedentlich von anderen Kongressteilnehmern durch einen zusätzlichen Tag aufgesuchten Garten-Höhepunkten im Umkreis von etwa 20 km von Forst (Lausitz) sind zu nennen:
Pückler-Park Muskau mit inzwischen wieder errichtetem Schloss. Von P. als erste seiner Parkanlagen ausgeführt. Lage beiderseits der Neiße; 830 Hektar; UNESCO-Weltkulturerbe www.muskauer-park.de.
Rhododendronpark Kromlau, 160 Hektar. … einer der größten und ältesten Rhododendrongärten Deutschlands www.kromlau-online.de.
Wenige Kilometer östlich von Forst, auf polnischer Seite, liegt die ehem. Herrschaft Graf Brühl’s, im ehem. Forst-Pförten, zu finden unter Brody. Die Gesamtanlage zeigt noch markante Nachkriegseinwirkungen und kann unter „Höhepunkten“ nur sehr eingeschränkt genannt werden.
Kloster Neuzelle mit seinem noch heute rein barocken Klostergarten.
Einmalig in Europa, der Findlingspark Nochten, 2000 – 2003 entstanden. Etwa 6000 Findlinge aus der letzten Eiszeit, in den Braunkohletagebauen der Lausitz freigelegt, sind hier in einem großflächig angelegten Landschaftsgarten von 20 Hektar präsentiert. Gute Erklärungstafeln geben Auskunft über Steine und Stauden bis Gehölz. www.findlingspark-nochten.de
Text: W. Sinnecker
Bilder: 41, 42, 43 Walter Rahm übrige W. Sinnecker