Rosenkongress 2010 – Villingen-Schwenningen

Reflexionen einer zweitägigen Teilnahme beim 2010 in Villingen-Schwenningen

Nach zweieinhalbstündiger Anfahrt Parken unter dem Tagungslokal, wenige Schritte bis in die sog. Tonhalle. Rosenhochstämmchen im Eingangsbereich, dann das Tagungsbüro, sachlich und schnell sind die notwendigen Unterlagen ausgehändigt, dazu für die Damen eine rote Rose die sich beim Entblättern als leichtes Täschchen zeigt, für den Herrn ein Vorzugs-Parkticket. Der Vorraum mit Stehtischen sowie alle Tische im Sitzungsraum einheitlich mit Schnittrosen dekoriert – tausende Rosen, die die Villinger Rosenfreunde direkt aus der Wetterau hierher transportierten.

Freitag, 2.Juli – 23. Kasseler Rundgespräch

Sehr unterschiedliche Referate gaben wohl jeder Interessenlage nötige Information, wodurch das Zuhören außerdem nicht langweilig werden konnte.

Zwei Vorträge im Aufbau dadurch ähnlich, dass die Veränderungen innerhalb der Gartensaison präzise in Wort und Bild in mehreren Stufen geschildert wurden: Gerlinde Sachs über Kombination von Rosen und Stauden – Über die Königin der Blumen und ihren Hofstaat und Bernd Weigel  Anmerkungen zur Gestaltung von Rosengärten; der treffendere Titel wäre wohl gewesen: Planung, Ausführung und Bewuchsnachweis eines Stadtgartens auf  weniger als 200 Quadratmetern bei gleichzeitig steilem Geländeabtrag zur Belichtung einer Souterrainwohnung. Das sind Gartenplanungen, wovor  Gartengestalter in der Regel kapitulieren, Bernd Weigel kann es, auch mit Rosen!

Zum Thema Gestaltungsmöglichkeiten im Rosengarten zählte  ebenso das bereits bekannte Thema Rosen und Clematis – Ein ideales Gespann, vorgetragen von Mario Moser;

Über allgemein verständlich etwas hinausgehend Prof. Spethmann mit Bodenmüdigkeit. Ein wohl alle interessierendes Thema. Trotzdem, „durch Bodenmüdigkeit wird der Hobbygärtner anders als der Erwerbsgärtner  nicht ruiniert“! Lediglich ist mit „Minderwachstum, nicht mit Absterben“ der Rose zu rechnen. Es folgte eine Zusammenfassung der bis heute bekannten Beobachtungen. Fassbare Ursachen kennt man noch nicht, denn so lange innerhalb der Rosenarten  sich widersprechende Ergebnisse zeigen, ist man meilenweit von gezielten Gegenmaßnahmen entfernt. Sichere „Ergebnisse werden in Jahrzehnten erwartet“, und deshalb liebe Rosenfreunde, koffert bei wiederholter Rosenbepflanzung das Pflanzloch weiterhin tief aus, füllt es mit unbelasteter Erde und freut euch über eure erbrachte körperliche Leistung.

Das allgemein bekanntere Thema von Erwin Kuhn Winterhärte bei Strauch- und Kletterrosen ist, betrachtet man es genau, ähnlich wie die Bodenmüdigkeit gelagert, doch geht es hier „nur“ um Rosen, nicht um Obstgehölze etc. Somit kann sich hier nur die Gilde der Roseninteressierten durch stärkeres Engagement einer brauchbaren Lösung annähern.

Katrin Uter ließ mit Rosen und Menschen – Für Hedi Grimm, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre wohl bei der  Mehrzahl der Anwesenden eine Seite des Erinnerns, des eigenen Miterlebens und der menschlichen Wärme schwingen; gleichzeitig eine Referenz an Eilike Vemmer, die bzgl. Rosen so aktive Tochter. – Eine gekürzte Fassung kann ich mir als ständigen Vorspann in den Kompendien sehr gut vorstellen!

Mit dem Alternativprogramm ging es mit verschiedenen Führungen durch Villingen oder ins Schwenninger Moos oder in den Privatgarten Kuhn.

Wer wollte, abends Konzert im Franziskaner Konzerthaus. – Da wir auswärts nächtigten, ging es für uns durch die Innenstadt zum Franziskaner – Rosenschmuck schauen. Auf dem Vorplatz der Brunnen mit Rosengirlanden herausgeputzt, seitlich eine scheinbar frei hängende große Rosenkugel. Im Franziskaner, einer ehemaligen Klosterkirche, die Überraschung: Rosendekorationen in überreicher Fülle und Variation, einmalig in der blumenbinderischen Kunst, ein „Rosenkonzert der besonderen Art“, bereits vor Der Rose Pilgerfahrt von R. Schumann.

Samstag, 3.Juli – Jahreshauptversammlung

Heute die gesetzlich für jeden Verein vorgeschriebene Jahresversammlung. Nur wenige Minuten vor Beginn die Ulmer Rosenfreunde, teils mit Pkw, die Mehrzahl gemeinsam mit Bus angereist, in Summe nun 19 Personen aus Ulm. Pünktlich und straff organisiert wie am Vortag lief das Programm ab. Entlastung des Vorstands, Wahl der neu zu besetzenden Posten, alles bekannte Vorgehen. Dann Satzungsänderung, Anpassen an gesetzliche Vorgaben, z. B. ist der Schatzmeister automatisch Vorstandsmitglied; nicht akzeptiert wird eine Kassenprüfung durch nur eine Person; Mittelverwendung die den satzungsgemäßen Bestimmungen widersprechen führen zur Aberkennung der steuerlich begünstigten Gemeinnützigkeit. – Ein ausführlicher Bericht des Sitzungsverlaufs erfolgt wohl wie üblich im Rosenbogen.

Der Nachmittag nach der Jahreshauptversammlung

Geschickt arrangiert brachte der Bus die Ulmer Rosenfreunde in den Garten Kuhn – sozusagen in einer Pause, in der dieser Garten allen anderen Kongressteilnehmern nicht offen stand! Ein Gläschen kühler Rosensekt, eine lächelnde Gastgeberin, 30 Grad im Schatten, und wir flossen alle dahin. Der Garten…..oder waren wir in mehreren Gärten? Hier muss man  Gartenzimmer nicht herbeireden, hier sind sie spürbar. Und bei der derzeitigen Blütenfülle war von den durch den Hausherrn so sehr beklagten Frostschäden  (s. zitierter Vortrag) nichts mehr zu spüren. Frau und Herr Kuhn, uns hat Ihr Garten außerordentlich gut gefallen!! Danke, dass Sie uns diese Zeitspanne in diesem Paradies gegeben haben!

„Organisation ist alles“ könnte Frau Haller gedacht haben: Per Bus zur Landesgartenschau mit Rosentaufe – wir sind wieder voll im Kongressprogramm. Davor noch etwas Bummel im LG-Gelände, wenn auch Hitze und geschotterte Wege unsere sonst flotten Schritte deutlich hemmen. Das Auge findet im Gelände recht wenig Gärtnerisches, eher schon Gebirgiges, so wie Herr Weigel es, bezogen auf einige Gärten, zu Beginn seines Referates formulierte „moderne Steinzeit…..ich bin entsetzt“ – dem schließe ich mich an … Garten aus grauem Schiefer, Bächlein aus blauem Glasbruch eingefügt – ich füge noch „entartet“ hinzu.

Doch dann verklären sich die Blicke, eine echte Rosenkönigin,  aus Bad Nauheim ausgeliehen. Taufe mit Neckarwasser, nur meine Gedanken sagen Champagner – der Gaumen bleibt trocken – 30 Grad im Schatten. Neben der Rosenkönigin mit ihren beiden Prinzessinnen stehen nun im klassischen Rot leuchtend die Black Forest Rose von Rosenzüchter Kordes. Später, an der Haltestelle des Linienbusses (meine Frau und ich werden noch 2 ½ Stunden mit dem Pkw heimwärts fahren) werden die ersten Black Forest Rosen eng umschlungen getragen…..sind wohl Rosenfreundinnen, das Bild kenne ich!

Eines wissen wir nun: Teilnahme am Rosenkongress ist Erlebnis und Bereicherung, Kontaktpflege und Abwechslung für unsere um den persönlichen Garten kreisenden Gedanken.

Text und Bilder: Sinnecker

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