Es begann mit zwei Sanddornbäumchen (zwei sind wegen der Befruchtung erforderlich), wovon der erste nicht anwachsen wollte und der zweite nach einigen Jahren nach und nach abgestorben ist. Gründe hierfür sehen wir in der Bodenstruktur unseres Gartens, lehmiger Oberboden, in 40 – 70cm folgt grau – schiefriger Ton. In dieser Zeit kam die Idee, die so entstandene „Kletterhilfe“ zu nutzen, Zeit zum Pflanzen eines Ramblers.
Und so kam „Auguste Gervais“ auf zuvor geschildertem Boden zwischen Sanddorn und Fußweg zu stehen. Gewiß ein Wagnis, doch der Rambler entwickelte sich nach etwas längerer Eingewöhnungsphase kräftig.
Nach nunmehr über einem Jahrzehnt glauben wir diese Rose beurteilen zu können. Um in unserem Urteil ganz sicher zu gehen – letztlich sind wir Rosen-Laien – haben wir vor dieser Niederschrift die Aussagen der Rosenexperten nachgelesen, unsere Erfahrung mit den Angaben der Fachleute verglichen.
Züchter Barbier, 1918
Rosa wichuriana x ‚Le Progrés’
Benannt nach einem französischen Senator und Journalisten, 1857 – 1917
Katalogangabe (KA) Kletterrose bzw. Rambler … eindeutig Rambler! Es gibt nur eine Angabe weich fließender Ruten und mit dieser Eigenschaft zum Bedecken von Mauern oder Hängen geeignet.
Höhenangabe 2,5 – 3 m (KA), das Maß unserer Entscheidung, ist schlicht falsch. Es sind bei horizontaler Triebleitung mindestens 7m mit dem Bestreben noch weiter zu wachsen. Fragwürdig dann auch die Angabe Höhe 4,5m x Breite 2,4m … bei der zuvor geschilderten Wüchsigkeit exakt 2,4 m – wie das wohl festgestellt wurde!?
Die Winterhärte am Standort hier auf der Ostalb (470 m) ohne jeden Schutz ist top. KA normal bis gut winterhart … wie in diesem Zusammenhang auch immer gut zu definieren ist.
Die Blüheigenschaft reicht lt. KA von einmal blühend, nicht remontierend bis öfterblühend, aber auch Hauptblüte und im Herbst ein zweiter Flor … und das tut „Auguste Gervais“ hier. Allerdings ist die Erstblüte bei uns nicht gerade üppig, Blühbeginn eher spät.
Blattgesundheit sehr gut.
Schnittroseneignung lt.KA gut, hier eher nicht … 10 – 15 cm … für’s Tischväschen.
Blüte: s. Bild, Herbstblüte, voll erblüht, 10 cm Durchmesser, halb gefüllt.
Duft: Eine sehr subjektive Aussage! Unseres Erachtens lassen sich für den Laien KA kaum nachvollziehen, so auch hier: besonders guter Duft, köstlicher Duft mittel, angenehm süßlicher Duft … aber wer will, erkennt einen schwachen Duft!
Farbe: Wer selber Rosen hat und diese über die Blühphase bei Sonne und Regen, Hitze (Sommer) und Kälte (Herbst), am Morgen – mittags – am Abend, ggf noch auf unterschiedlichen Böden wachsend, in der Blütenfarbe beurteilen soll, wird bei Zwischentönen und blassen Farben ins Zweifeln kommen. Und so sind die KA wohl zu interpretieren: zartrosa, kupfergelb-lachs, warmes hellorangegelb, leuchtend cremefarben … Letzerem können wir uns anschließen.
Die hiesige Rose ist starkwüchsig. Außer einer Frühjahrsdüngung mit Oscorna erfährt sie keine zusätzlichen Pflegemaßnahmen. Da sie auf trockenem Grund steht, fast schon regengeschützt, und auch im Sommer 2014 nicht gegossen wurde, lässt sich folgern, dass sie Trockenheit gut verträgt. Hauptblüte Juli, Nachblüte September.
Missen möchten wir „Auguste Gervais“ nicht mehr!
Bilder und Text: W. D. Sinnecker