Kapitel 3: Welche Erkenntnisse zur Frage der Bodenmüdigkeit liefert bis jetzt die Wissenschaft?

Die Universität Göttingen formuliert in ihrem Abschlussbericht den heutigen Stand wie folgt: “Der wiederholte Anbau von Rosen verändert nicht wesentlich die Gemeinschaft der Bodenbakterien. Die Mikroflora in müden Böden scheint gesund, falls jedoch wiederholter Anbau von Rosen zur Anreicherung einer Mikroorganismengruppe führt, die nur in geringer Zellzahl vorkommt, kann Sie durch eine gesonderte Untersuchung identifiziert werden. In den Wurzelausscheidungen der Rosen haben wir Metabolite // M. = Zwischenstufen (-produkte) biochemischer Stoffwechselvorgänge, i. d. R. für Wachstum und Leben eines Organismus erforderlich // gefunden. Welche Bedeutung diese bisher unbekannten Substanzen auf Rosenwurzeln haben wird weiter untersucht.“ (Rosenjahrbuch 2008)

Andere ernst zu nehmende Forscher vermuten, dass das Schadbild der Bodenmüdigkeit aus einer Kombination aus der Toxin Theorie und dem Wirken der Mikroorganismen entsteht. Man stellt sich dabei vor, dass in der ersten Phase die Bakterien die Inhaltstoffe der Wurzeln als Nahrungsquelle nutzen und dabei Stoffe hinterlassen, die junge Wurzeln schädigen und Wuchsdepressionen hervorrufen. Bereits 1939 hat Schander dies bei der Bodenmüdigkeit von Obstbäumen festgestellt. Bei der Verrottung von Apfelwurzeln entsteht Phloridzin //… kommt in der Rinde und den Wurzeln von Birne, Apfel, Kirsche und anderen Obstbäumen vor // und bei Pfirsichwurzeln entsteht Amygdalin // ein toxischer Pflanzeninhaltsstoff, spez. der Rosaceen //. Beide Stoffe sind in ihrer ursprünglichen Form für die Pflanze ungiftig. Ob durch den Abbau dieser Stoffe dann Substanzen entstehen die giftig sind, ist leider noch nicht geklärt.

In der Diplomarbeit von Bernd Wunderlich für ein Nachweisverfahren der Stärke einer Bodenmüdigkeit am Institut für Pflanzenpathologie in Göttingen gibt es einen bemerkenswerten Hinweis. Ein steriles Erdsubstrat wurde mit dem Wurzelauswaschungen „müder“ Pflanzen geimpft . Die darin gepflanzten Setzlinge erlebten einen deutlichen Wachstumsschub. Laut Professor Wolf lässt dies den Schluss zu, dass Mikroorganismen zwar die Bodenmüdigkeit verursachen, aber bestimmte Bodenbakterien auch einen genau entgegengesetzten „Stimulationsschub“ in Punkto Pflanzenwachstum verursachen können

In den Anschlussversuchen wurden in Göttingen deswegen einzelne Mikroorganismen isoliert, vermehrt und erneut den Rosenpflanzen verabreicht. Die gezielte Verabreichung mit isolierten Mikroorganismen führte zum Teil zu deutlichen Wachstumsschüben, was anhand von Bildmaterial nachweisbar ist. Eine Mischung der isolierten Bodenbakterien habe das Pflanzenwachstum allerdings wieder vermindert. Nur die Einzelkomponente schien deshalb für den Stimulationseffekt verantwortlich.

Laut Bericht von Irene Seidel in der Gärtnerbörse 38/1995 wäre es wünschenswert, wenn in Zukunft die Charakterisierung von Mikroorganismen der Rhizosphäre // R. ist der Raum von 3 mm um die lebende Wurzel, von dieser beeinflusst. Hier finden die notwendigen Interaktionen statt; mehr unter www.pflanzenforschung.de // bei Rosen in Göttingen weiter erforscht werden könnte. Denn diese Versuche zeigen, dass es gewisse „Gegenspieler“, sogenannte Antanogisten zur Bodenmüdigkeit in der Bodenflora gibt.

Ein weiteres Problem für die Wissenschaft ist die Frage, warum in unterschiedlichen Bodentypen die Bodenmüdigkeit sich unterschiedlich schnell und stark bemerkbar macht. Wir Fachleute wissen, dass der Vorgang der Bodenmüdigkeit auf leichten Sandböden viel früher sichtbar wird als beispielsweise bei schweren nährstoffreichen Lößböden. Interessanterweise wussten die alten Ägypter um die Wirkung der Bodenmüdigkeit. Durch Überschwemmung und der damit verbundenen Auswaschung hielten sie die Wirkung der Bodenmüdigkeit auf niedrigem Niveau Dass Nematoden sich leichter und schneller in Sandböden bewegen und vermehren können ist erklärlich. Aber warum die spezifische Bodenmüdigkeit auch in leichten Böden schneller wirksam wird, ist immer noch eine Frage an die Wissenschaft.

Nach der augenblicklichen Praxis des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt werden nur Zuschüsse für eine Grundlagenforschung bereitgestellt. Hier ist Professor Grunewaldt unsere Kontaktperson und bemüht sich für unser Vorhaben. Mittel für den Anwendungsbereich muss die Wirtschaft selbst aufbringen.

Wegen der Länge des Vortrages wird sein Text hier in mehrere Teilen wieder gegeben.

–> weiterlesen beim nächsten Kapitel

Kapitelübersicht

Einleitung

Kapitel 1: Was verstehen wir unter der allgemein als „Bodenmüdigkeit“ benannten Eigenschaft?

Kapitel 2: Arbeitskreis Bodenmüdigkeit bei Rosen und Apfel

Kapitel 3: Welche Erkenntnisse zur Frage der Bodenmüdigkeit liefert bis jetzt die Wissenschaft?

Kapitel 4: Welche Möglichkeiten bestehen, um die Wuchsdepressionen bei Bodenmüdigkeit zu mildern?

Kapitel 5: Haben Rosen im Container einen Vorteil gegenüber Rosen mit nackten Wurzeln?

Kapitel 6: Quo vadis … wohin wird das führen?

Kapitel 7: Vorläufige Schlussfolgerungen

Kapitel 8: Geplante Versuche um die Gegenspieler der Rosenmüdigkeit aufzuspüren

Referent und Autor: Klaus Jürgen Strobel

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6 comments on “Kapitel 3: Welche Erkenntnisse zur Frage der Bodenmüdigkeit liefert bis jetzt die Wissenschaft?

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